Leibniz-Projekt„Totenschilde“ wird digitalisiert

Vom analogen Röntgenfilm zur praktischen TIFF-Datei

Es gibt nichts Wertvolleres für ein Museum als die eigene Sammlung. Selbst den ältesten Objekten können noch viele Geheimnisse vergangener Zeiten entlockt werden. Um Originale bei Forschungen nicht anfassen zu müssen, greifen Kultureinrichtungen bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts auf Röntgenbilder zurück. So können Wissenschaftler die Objekte und Bilder aus nächster Nähe betrachten und ihnen sogar Details entnehmen, die für das menschliche Auge so nicht sichtbar sind. Auch das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg arbeitet mit dieser Technik.

153 Gedenktafeln aus dem 14. bis 17. Jahrhundert zählte das von der Leibniz-Gemeinschaft geförderte Projekt zu den Totenschilden im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. Dabei wurden von jedem der 56 spätmittelalterlichen, dreidimensional gefertigten Schilde analog Röntgenaufnahmen im Institut fürKunsttechnik und Konservierung angefertigt. Diese Bilder erlauben Rückschlüsse auf die Konstruktion der Objekte sowie die verwendeten Materialien. Im Vergleich ließen sich dann Rückschlüsse auf die Arbeitsweise der handwerklich-künstlerischen Betriebe jener Zeit ziehen. Bei den Nürnberger Totenschilden sind die Röntgenaufnahmen besonders aufschlussreich, da die Schilde meist nicht nur aus Holz, sondern unter anderem mit Seilen, Leder und Blech hergestellt wurden.

Totenschild für Erhard Rott (gest. 1482), VIS-Aufnahme vom unteren Teil des Wappenschildes mit dem aufgesetzten Fisch,darunter das rahmende Band aus Seilen.



Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv.Nr. KG 64

Damit die Röntgenaufnahmen der Schilde praktisch am PC aufgerufen, ausgewertet, archiviert und abschließend im Katalog publiziert werden konnten, hatten sich die Mitarbeiter in Nürnberg für die professionelle Digitalisierung der Röntgenbilder entschieden. Sie selbst verfügen nicht über die technischen Möglichkeiten dafür.

Zusammenarbeit mit FRANKENRASTER seit 2014

Als bewährten Partner beauftragte Dipl.-Restauratorin Elisabeth Taube erneut die FRANKENRASTER GmbH mit dieser Aufgabe: „Uns überzeugte von Anfang an die kompetente und freundliche Beratung sowie das angemessene Preis-Leistungsverhältnis des Scandienstleisters.“ Zuletzt scannte das Unternehmen 65 Röntgenfilme, vor allem in Thorax-Größe, aber auch kleinere und Streifen von 10 x 49,5 cm sowie die dazugehörigen Datenblätter für das Kulturinstitut. Generell sind Formate bis zu einer Breite von DIN A3 möglich. „Wir sind sehr froh, FRANKENRASTER als zuverlässigen Partner für die Digitalisierungunserer empfindlichen Röntgenfilme gefunden zu haben“, berichtet Elisabeth Taube weiter. Insgesamt ließ das Museum bereits 643 Röntgenfilme in Buchdorf digitalisieren.

Aus Röntgenbildern werden hochauflösende Digitalisate

Beim Scannen der Röntgenbilder legte das Expertenteam größte Sorgfalt an den Tag: Zum einen glichen sie die unterschiedlichen Dichten der Aufnahmen durch eine optimale Wiedergabe aller Graustufen aus. Grundsätzlich ist eine Ausgabe in 8bit oder 16bit-Graustufen möglich. Zum anderen wollten die Mitarbeiter des Germanischen Nationalmuseums einige Teilbilder nach dem Scannen stitchen – also zu einem großen Bild zusammenfügen. Um hier ein einheitlichesScanergebnis aller Teilbereiche zu erhalten, achtete das Produktionsteam beimScannen auf gleichen Kontrast und gleiche Helligkeit aller Filme eines Bildes. Da die qualitativen Anforderungen an digitalisierte Röntgenbilder sehr unterschiedlich ausfallen, nimmt FRANKENRASTER stets Testdurchläufe vor, um die technischen Einstellungen individuell anzupassen.

Nach dem Scannen erhielt das Germanische Nationalmuseum seine Röntgenaufnahmen mit einer Auflösung von 600dpi im TIFF-Format. Die hohe Auflösung ermöglicht es dem Museum alle relevanten Details darstellen zu können. Je nach Bedarf können bei FRANKENRASTER Röntgenfilme in 300dpi bis 2400dpi gescannt werden. Letztere kommen vor allem im medizinischen Bereich zu Anwendung. Standardmäßig werden die Digitalisate im Anschluss als unkomprimierte TIFF-RAW-Dateien ausgeliefert. Solche Masterdateien können in jeglicher Form weiterverarbeitet werden. Als Arbeitsdatei erstellt das Produktionsteam zusätzlich gerne noch eine sogenannte Arbeitsdatei im TIFF-JPEG-Format. Diese braucht beim Öffnen nur eine kurze Ladezeit und ist daher als Nutzungsdatei sehr beliebt. Auf Wunsch sind aber auch Ausgaben in allen gängigen Dateiformaten, wie JPEG, PDF, etc. möglich.

„Mit den TIFF-Dateien hielten wir nach jedem Auftrag hochauflösende Digitalisate unserer analogen Röntgenfilme in den Händen. So konnten wir nicht nur vereinfacht weiterarbeiten, sondern die Ergebnisse unserer Forschung anschließend auch im Bestandskatalog mit Bildern anschaulich darstellen“, erzählt Kollegin und Dipl.- Restauratorin Lisa Eckstein vom museumseigenen Institut für Kunsttechnik und Konservierung. Durch die Forschungsarbeit mit den digitalisierten Röntgenbildern war es dem Projektteam möglich, wichtige Grundlagen für die gesamte Gattung der Gedenktafeln zu erarbeiten.

Pionier und Vorausdenker im Museumswesen? Geht!

Die Digitalisierung der Röntgenfilme brachte dem Germanischen Nationalmuseum aber noch weitere Vorteile: Als größtes kulturhistorisches Museum des deutschen Sprachraums, kommt Nürnberg zum einen eine Vorreiterrolle zu. Zum anderen hat man sich dort auf die Fahne geschrieben, Zeugnisse der Kultur, Kunst und Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart zusammenzutragenund zu bewahren. Das Besondere dabei ist die fächerübergreifende Darstellung von Kulturgeschichte in Dauer- und Sonderausstellungen, Publikationen sowie auf digitalen Plattformen. Umso wichtiger, dass durch die Digitalisierung jetzt wertvolle Objekte für kommende Generationen langfristig gesichert sind.

Auch für die Zukunft sind weitere Projekte geplant. „Wenn es um die Digitalisierung von Röntgenfilmen geht, würden wir jederzeit wieder auf FRANKENRASTER zurückgreifen“, lässt Elisabeth Taube in die Zukunft blicken. Wir freuen uns darauf!

„Wir sind sehr froh FRANKENRASTER als zuverlässigen Partner für die Digitalisierung unserer empfindlichen Röntgenfilme gefunden zu haben“, freut sich Dipl.-Restauratorin Elisabeth Taube.

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